Zuverlässig jeden Mittwoch und Samstag versorgt mich ein freundlicher Bote mit der neusten Angebotsvorschau der umliegenden Einkaufsmöglichkeiten. Neben den üblichen Informationsbroschüren der ansässigen Supermärkte sind immer öfters auch Werbeprospekte mit den neusten Möbeln und Einrichtungsgegenständen in diesem Regionalblättchen zu finden.
Am besten gefällt mir immer die Doppelseite mit den s.g. Wohnlandschaften.
Die gängigen Anbieter der Branche verstehen darunter eine riesige gepolsterte Fläche mit Kissen, Rückenteilen und wahlweise mit verschiedenen Bezügen. Dabei stelle ich mir immer riesige Familien vor, die auf solch einem Traum aus Cord und Kunstleder die Zelte aufgeschlagen haben und gemütlich um das in ihrer Mitte prasselnde Feuer sitzen. Das gesamte soziale Leben zentriert sich dort um diese Wohnlandschaft.
Im Grunde ist dies keine so alltagsferne Betrachtung der Realität. Auf den Wohnlandschaften aus den Prospekten vergnügen sich mindestens drei Generationen miteinander. Sprechen über dies und das, spielen und lachen zusammen. In der Realität sitzen auf diesen Schaustoffmonstern auch immer mehrere Generationen, doch im Gegensatz zu meiner Vorstellung und dem Werbe- Idealbild der Sofafamilie, ist jeder mit sich oder mit einem indirekten Gegenüber beschäftigt. Der Fernseher läuft laut und unaufhörlich, niemand sieht sich direkt an. In die einzelnen Gesprächsfetzen der Anwesenden mischt sich hin und wieder das Sende/-Empfangssignal eines Handys und zeigt damit an, dass eine Kommunikation gestartet, weitergeführt oder beendet wurde.
Der entscheidende Unterschied ist die Richtung der Kommunikation, während in den Prospekten die Menschen miteinander sprechen und die Informationen ausgetauscht werden, findet dies in der Realität meist nur in einer Richtung statt.
Die Wohnlandschaft als zentraler Ort der Begegnung der Familie würde bei Stromausfall seine Bedeutung augenblicklich verlieren.
Mit hoher Wahrscheinlichkeit, ist die neue Inneneinrichtungsströmung des Minimalismus der „jungen Generation“ auch auf die extreme Übersättigung der Menschen mit Reißen und Waren angelegt. Ich bin sehr gespannt, wie die großen Werbeagenturen diesem aufkommenden Gegner des Konsumverzichtes entgegentreten werden.